Statement zur Kritik an „Die Bandbreite“ anlässlich des Auftritts auf dem Rebellischen Musikfestival

Stellungnahme zur Kritik an „Die Bandbreite“

An die Genossinnen und Genossen der Orga „Rebellisches Musikfestival“ und unsere Freundinnen und Freunde in der MLPD,

mit der Zusage unserer Band, auf eurem rebellischen Pfingstfestival in Thüringen zu spielen, schrieben euch wieder einmal zahlreiche Kritiker unserer Band an, mit der Bitte uns vom Festival auszuladen.
Diesmal erschien euch ein Teil, der an uns geäußerten Kritik jedoch berechtigt, bzw. habt ihr uns fairererweise dazu aufgefordert zeitnah zu den geäußerten Vorwürfen Stellung zu beziehen.

Im Kern ging es dabei um unsere Aussage, dass die Antifa immer mehr die Züge der SA annähme sowie um unsere Teilnahme an den Montagsmahnwachen in Berlin und im gesamten Bundesgebiet.

Zunächst möchte ich mich zu dem Thema Antifa äußern.
Ich habe stets betont, dass ich die rote Antifa mit ihrer antiimperialistischen Haltung schätze. Insofern möchte ich hier auch noch einmal betonen, dass es sich bei „der Antifa“ nicht um eine homogene Masse handelt.
Insbesondere der Jugendverband Rebell der MLPD und deren antifaschistische Arbeit wurden und werden von uns sehr geschätzt. Dort sind uns antideutsche Attitüden, wie sie in vielen Antifa-Gruppen heute gang und gäbe sind, nie begegnet.

Eure Kritik bezog sich auf meinen Blog-Eintrag „Schreibblockade“ auf wojna.de, in dem ich mich zu einer Antifa-Aktion an der Ruhr-Universität Bochum unreflektiert geäußert habe.

In meinem Artikel verurteilte ich die Antifa-Aktion vom 2.12.2013 im Hörsaal der Ruhr-Uni Bochum. Ich schrieb: „Die Antifa verprügelt einen Uni-Professor in seiner Vorlesung, weil sie angeblich auf einen Rechten im Hörsaal aufmerksam machen wollen. Heutzutage ist ja jeder rechts, wir ja angeblich auch.“

Das möchte ich hiermit revidieren. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt mit der betroffenen Person inhaltlich nicht auseinandergesetzt und dann erst im Nachhinein erfahren, dass es sich um einen rechtsradikalen Parteigründer gehandelt hat, der hier von der Antifa „markiert“ werden sollte. Ich kenne diesen Menschen nicht und solidarisiere mich auch nicht mit ihm. Trotzdem halte ich die Antifa-Aktion immer noch für politisch unklug, zumal auch der unterrichtende Professor von den Aktivisten ins Gesicht geschlagen worden ist.

Solche Aktionen führen dazu, dass – so wie ich es traurigerweise an mir selbst feststellen musste – reflexartige Sympathien für die Betroffenen entstehen.

Da ein Freund von mir, ein gestandener Antifaschist und ständiger NPD-Gegendemonstrant aus Duisburg, in einer vergleichbaren Situation mit einer Glasflasche von Antifa-Aktivisten blutig niedergeschlagen wurde, nur weil er zufällig an der falschen Stelle stand, mag meine unbesonnene Reaktion auf die Ereignisse an der Ruhr-Uni Bochum verständlicher machen.

Und deshalb möchte es noch einmal ganz klar sgen: Ich solidarisiere mich nicht mit Faschisten und Rechtsradikalen und ich arbeite nicht mit ihnen zusammen.

Der zweite wesentliche Kritikpunkt bezog sich auf die Teilnahme unserer Band „Die Bandbreite“ bei den Montagsmahnwachen – Friedensdemonstrationen, die mittlerweile in über 40 Städten in Deutschland abgehalten werden.
Diese Mahnwachen werden in der aktuellen Ausgabe der „Roten Fahne“ als „Türöffner für Faschisten“ bezeichnet, was sie in meinen Augen definitiv nicht sind.
Es ist in der Tat richtig, dass Rechtsradikale dort bereits gesichtet worden sind.

Diese Friedensdemos sind jedoch aus der Mitte der Gesellschaft, insbesondere aus den sozialen Netzwerken heraus entstanden. Es gibt keine zentrale Organisation, die alle bundesweiten Aktionen koordiniert, auch wenn viele der Orgas sicherlich miteinander in Kontakt stehen.
Natürlich ist es da ein Ziel der Rechten, diese Demos zu unterwandern.

Ich möchte mich hier den Worten eines der letzten Redner auf der Montagsmahnwache in Berlin anschließen. Pedram Shayar, linker Friedensaktivist und Mitglied von Attac, sprach dort und äußerte seine Meinung, die ich hier sinngemäß teilen möchte:
Faschistische Schlägertrupps haben auf diesen Demos nichts verloren. Wenn Menschen mit anderer Hautfarbe sich Sorgen machen müssen, heil nach Hause zu kommen, dann sind solche gewaltbereiten Schläger mit aller Gewalt von den Mahnwachen zu entfernen. Dazu gibt es keine Alternative!

Ansonsten sind diese Rechten jedoch politisch zu bekämpfen und nicht mit Gewalt. Wenn wir als Linke für uns beanspruchen, idealistisch im Recht zu sein, dann sind wir auch in der Lage – nein, sogar in der Pflicht! – diesen Menschen vernünftig zu vermitteln, warum sie auf einem Irrweg wandeln.
Aus einem Rechten wird kein Linker, nur weil man ihn verprügelt.

Natürlich bin ich mir auch darüber im Klaren, dass es unbelehrbare Demagogen gibt, die an ihrem irren Weltbild festhalten. Aber das ist ein Grund mehr für eine progressive Linke hier Präsenz zu zeigen und – sollte sich ein solcher Demagoge auf den Mahnwachen einschleichen – seine scheinheilige Argumentation auseinanderzunehmen und ihn so politisch zu bekämpfen.

Denn die Menschen, die vor diesen Bühnen stehen sind nicht dumm, auch wenn sie vielleicht nicht links sozialisiert sind. Ein Grund mehr, sich als Linker den dort geführten Diskussionen zu stellen.
Und genau das werde ich tun. Ich werde von unseren Auftritten auf den Montagsmahnwachen nicht ablassen und konsequent versuchen, diese Menschen für einen linken Geist zu gewinnen, wo immer ich sprechen oder wir singen werden.

Überzeugte Marxisten glauben daran, dass der Kapitalismus irgendwann eine nicht mehr hinnehmbare Form annehmen wird, die das Volk dazu treibt, eine neue gerechtere Gesellschaftsform zu etablieren. Nun gehen die Menschen zu Tausenden auf die Straße und jetzt ist es das falsche Volk?

Seit 10 Jahren unterstützen wird die Montagsdemo in Duisburg und musizieren dort u.a. gegen soziale Ungerechtigkeit und Krieg. Die dort engagierten Mitglieder der MLPD sind uns gute Freunde, weil ich ihre Herzen und ihren idealistischen Geist kenne.
Um so mehr möchte ich sie und euch auffordern, den antifaschisten Kampf aktiv als ein Teil dieser Mahnwachen zu betreiben und euch selbst ein wahrhaftiges Bild von dieser Bewegung zu machen.

Ich weiß, dass dieses Statement von mir eine große Diskussion auslösen wird, die ich nicht mit unserem Auftritt auf dem Rebellischen Musikfestival zusätzlich strapazieren möchte. So bedanke ich mich bei euch für die Möglichkeit, zu der gegen uns geäußerten Kritik Stellung nehmen zu dürfen und sage unseren Auftritt auf dem Festival hiermit ab.

Ich hoffe jedoch auf eine weitere freundschaftliche Zusammenarbeit mit der MLPD und denen ihr angeschlossenen Verbänden und Initiativen, da ich hier viele Freunde gefunden habe.

Ich glaube, dass diese Mahnwachen eine historische Chance sind, die es zu ergreifen gilt und möchte an dieser Stelle mit einem Zitat von Brecht schließen:

„Unsre Herrn, wer sie auch seien,
sehen unsre Zwietracht gern,
denn solang sie uns entzweien,
bleiben sie doch unsre Herrn.“

Mit solidarischen Grüßen

Marcel „Wojna“ Wojnarowicz,
Die Bandbreite

 

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